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Entwicklung & Barrierefreiheit
Wie oft hast du schon eine Website verlassen, weil du den Text kaum lesen konntest oder der Aufbau zu unübersichtlich war? Barrierefreiheit betrifft uns alle – nicht nur Menschen mit Behinderung.
Digitale Barrierefreiheit bedeutet, dass digitale Inhalte und Websites für alle Menschen zugänglich sind – unabhängig von körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen. Dabei geht es nicht um eine kleine Minderheit: In Deutschland leben rund 7,9 Millionen Menschen mit einer schweren Behinderung, und viele weitere haben zeitweise oder dauerhaft Einschränkungen, die man nicht immer sieht.
Im Folgenden erfährst du, welche Nutzergruppen besonders von barrierefreiem Webdesign profitieren und worauf bei der Gestaltung geachtet werden sollte.
Etwa 1,2 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Seheinschränkung – von reduzierter Sehstärke bis hin zur vollständigen Blindheit. Besonders im Alter oder durch Erkrankungen wie den Grauen Star kann das Sehvermögen stark nachlassen.
Sehbeeinträchtigte Personen nutzen häufig Bildschirmlupen, hohe Zoomstufen oder Screenreader, die Inhalte vorlesen. Blinde Nutzerinnen und Nutzer greifen zudem auf Braillezeilen zurück, die Texte in tastbarer Brailleschrift ausgeben.
Um Websites barrierefrei zu gestalten, sollten:
starke Kontraste und gut lesbare Schriftgrößen verwendet werden,
aussagekräftige Linktexte und klare Überschriften vorhanden sein,
Tastaturzugänglichkeit gewährleistet sein und
Alternativtexte für Bilder hinterlegt werden.
Rund 13,3 Millionen Menschen in Deutschland haben ein eingeschränktes Hörvermögen – viele davon im höheren Alter. Für sie sind Texte und Untertitel essenziell, um digitale Inhalte vollständig zu verstehen.
Barrierefreies Webdesign unterstützt hörbeeinträchtigte Nutzerinnen und Nutzer, indem:
Videos Untertitel oder Transkripte bieten,
getrennte Audiospuren für Sprache und Hintergrundmusik vorhanden sind und
wichtige Informationen zusätzlich als Text dargestellt werden.
Untertitel helfen übrigens nicht nur Menschen mit Hörbehinderung: Auch Personen, die in lauter Umgebung sind oder eine Fremdsprache lernen, profitieren davon.
Mehr als 4,5 Millionen Menschen in Deutschland leben mit motorischen Einschränkungen – nicht nur durch fehlende Körperteile, sondern auch infolge von Krankheiten von Multiple Sklerose, Parkinson, Rheuma oder Schlaganfällen.
Diese Personen bedienen Websites häufig mit der Tastatur, Schaltern oder Sprachsteuerung, da ihre Feinmotorik eingeschränkt ist. Daher sollten digitale Anwendungen:
vollständig per Tastatur oder Sprache steuerbar sein,
klar beschriftete Bedienelemente haben und
Fehlervermeidung und -hinweise (z. B. bei Formulareingaben) unterstützen.
So ist für sie die Nutzung auch mit eingeschränkter Beweglichkeit möglich.
In Deutschland leben etwa 1,5 Millionen Menschen mit einer kognitiven Behinderung. Zusätzlich dazu zählen Lernschwierigkeiten, Aufmerksamkeitsstörungen (z. B. ADHS), Lese- und Rechtschreibschwäche (LRS) oder Epilepsie.
Diese Nutzergruppe braucht oft mehr Zeit, um Inhalte zu erfassen. Bewegte oder blinkende Elemente können ablenken oder sogar gesundheitliche Risiken bergen.
Für kognitiv barrierefreie Websites gilt:
einfache, klare Struktur der Inhalte,
leichte oder einfache Sprache, wo sinnvoll,
keine Zeitbegrenzungen bei der Nutzung und
abschaltbare Animationen oder Videos.
So wird der Inhalt verständlicher und stressfreier zugänglich.
Digitale Barrierefreiheit sorgt dafür, dass niemand ausgeschlossen wird – und verbessert gleichzeitig die Benutzerfreundlichkeit für alle. Klare Strukturen, verständliche Texte und gute Kontraste helfen nicht nur Menschen mit Einschränkungen, sondern machen jede Website besser nutzbar und suchmaschinenfreundlicher.
Barrierefreiheit ist also kein Zusatz, sondern ein Qualitätsmerkmal moderner Webgestaltung – ein Gewinn für Nutzer, Entwickler und Unternehmen gleichermaßen.